Olli Mustonen
Olli Mustonen ist einer der interessantesten Musiker nicht nur Finnlands, sondern er ist eben genau jemand, der für Überraschungen, für Intensitäten, für Verblüffungen sorgt, wie man sie im Musikbetrieb nicht alltäglich haben kann.
Süddeutsche Zeitung
Olli Mustonen spielt in unserer heutigen Musikwelt eine außergewöhnliche Rolle – ganz in der Tradition großer Meister wie etwa Rachmaninoff, Busoni oder Enescu genießt er hohes Ansehen sowohl als Pianist und Dirigent als auch als Komponist. Sein Klavierspiel und seine Dirigate sind stets in Olli Mustonens kompositorischer Perspektive auf das Musizieren verwurzelt: Er folgt der tiefen Überzeugung, dass jede Aufführung den Geist einer Uraufführung atmen sollte, so dass Interpret und Publikum dem Komponisten wie einem Zeitgenossen begegnen können. Zugleich ist der 1967 in Helsinki geborene Musiker skeptisch gegenüber Aufführungskonzepten, die lediglich versuchen „anders“ zu sein. In diesem Spannungsfeld sieht er sich veranlasst, beständig neues Repertoire jenseits des etablierten Kanons zu erforschen und hervorzubringen. Für sein Schaffen wurde Olli Mustonen mit dem Hindemithpreis der Stadt Hanau 2019 geehrt und trat damit in die Fußstapfen bisheriger Preisträger wie unter anderem Daniel Barenboim, Paavo Järvi und Tabea Zimmermann.
Als Solist spielt Olli Mustonen seit vielen Jahren mit den weltweit führenden Orchestern – darunter die Berliner Philharmoniker, die Münchner Philharmoniker, das Chicago Symphony, das Cleveland Orchestra, das New York Philharmonic, das Mariinsky Theatre Orchestra und das Concertgebouw Orchester Amsterdam, unter Dirigenten wie Valery Gergiev, Vladimir Ashkenazy, Daniel Barenboim, Herbert Blomstedt, Pierre Boulez, Myung-whun Chung, Charles Dutoit, Christoph Eschenbach, Nikolaus Harnoncourt, Kurt Masur, Kent Nagano, Sakari Oramo, Esa-Pekka Salonen und Jukka-Pekka Saraste. Klavierabende führten ihn in die Musikhauptstädte der Welt; in jüngster Zeit war er unter anderem in der Londoner Wigmore Hall, im Flagey Brüssel, im Muziekgebouw Amsterdam, bei den Dresdner Musikfestspielen, im Sala Verdi Del Conservatorio in Mailand, im Symphony Center Chicago, in der New Yorker Zankel Hall sowie im Sydney Opera House zu hören.
Auch der Dirigent Olli Mustonen arbeitet regelmäßig mit internationalen Spitzenklangkörpern, darunter die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, das WDR Symphonieorchester, das japanische NHK Symphony Orchestra, das Queensland und das West Australian Symphony Orchestra sowie die Camerata Salzburg, das Scottish Chamber Orchestra, das Australian Chamber Orchestra und das Luzerner Sinfonieorchester. Seit Januar 2021 ist er neuer Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des Turku Philharmonic Orchestras; die Ernennung krönt eine jahrzehntelange enge Zusammenarbeit. In seiner faszinierenden Tripel-Rolle als Pianist, Dirigent und Komponist arbeitete er kürzlich mit dem Atlanta Symphony Orchestra, dem New Russia Symphony Orchestra, dem Jerusalem Symphony Orchestra, der Riga Sinfonietta, dem Estonian National Symphony Orchestra und der Royal Northern Sinfonia, mit dem Norwegian Chamber Orchestra sowie dem Kyoto Symphony Orchestra.
Neben seinem sinfonischen bringt Olli Mustonen regelmäßig auch sein kammermusikalisches Werk selbst auf die Bühne. Häufig zu erleben ist er dabei mit seinem langjährigen Duopartner Steven Isserlis, zuletzt hoben die beiden gemeinsam mit Ian Bostridge sein Trio Taivaanvalot, eine Hymne an die Musik, in Amsterdam, London und Hong Kong aus der Taufe. Ein weiteres Highlight war zu Beginn des letzten Jahres die Premiere seines neuen Streichsextetts während der Beethovenwoche Bonn, das von Meta4, Janne Saksala und Tabea Zimmermann uraufgeführt wurde.
Als engagierter Verfechter der Musik Prokofjews hat Olli Mustonen gemeinsam mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra unter Hannu Lintu alle fünf Klavierkonzerte des Komponisten aufgeführt und eingespielt, erschienen bei Ondine. In seinem festen Repertoire hat er zudem sämtliche seiner Klaviersonaten, die er – als Gesamt-Zyklus oder einzeln – zuletzt unter anderem beim Helsinki Music Centre, im Amsterdamer Muziekgebouw sowie beim Klavierfestival Ruhr auf die Bühne brachte. Ebenfalls sehr nah ist Olli Mustonen die Musik Bela Bartóks, von dessen Klavierkonzerten derzeit ebenfalls eine Gesamteinspielung mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra und Hannu Lintu entsteht. Eine besondere Rolle unter den künstlerischen Partnern Olli Mustonens nimmt zudem der Komponist Rodion Schtschedrin ein, der ihm sein Klavierkonzert Nr. 5 widmete.
Olli Mustonens breitgefächertes und unverwechselbares Repertoire schlägt sich auch in seiner Diskografie nieder. Die bei Decca erschienene Einspielung mit Präludien von Schostakowitsch und Alkan erhielt den Edison und den Gramophone Award als beste Instrumentalaufnahme. Beim Label Ondine erschienen Respighis Concerto in modo misolidio mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Sakari Oramo und eine von der Kritik hochgelobte Scriabin Einspielung. Eine Aufnahme seiner eigenen Cellosonate mit Steven Isserlis veröffentlichte 2014 das Label BIS, eine weitere viel beachtete und hochgelobte CD dieses Duos mit Sonaten von Schostakowitsch und Kabalewski erschien zudem Anfang 2019 bei Hyperion.
Die Saison 2020/21 eröffnete Olli Mustonen gemeinsam mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken, die unter Pietari Inkiinen sein neuestes Werk Valoa kohti - Towards the Light, eine Fanfare für fünf Blechbläser, erstmals zu Gehör brachte, bevor er als Solist Beethovens 2. Klavierkonzert interpretierte. An der Tonhalle Zürich ist er als Fokus-Künstler in Abo-Konzerten präsent, im Frühjahr 2021 mit Bartóks Klavierkonzert Nr. 1 sowie unter anderem mit seinem Klavierquintett in einem Kammermusikrezital mit Orchestermusikern. Daneben arbeitet er als Solist erneut mit dem NHK Orchestra sowie dem Sapporo Symphony Orchestra zusammen und wird in Rezitalen in Warschau, Tokio sowie mit Steven Isserlis unter anderem bei den Dresdner Musikfestspielen zu hören sein.
Olli Mustonen begann im Alter von fünf Jahren zunächst mit dem Cembalo- und kurze Zeit später mit dem Klavierspiel. Erste Kompositionsversuche unternahm er bereits mit acht Jahren. Am Klavier anfänglich von Ralf Gothóni unterrichtet, setzte er später seine Studien an der Sibelius-Akademie in Helsinki fort, als Pianist bei Eero Heinonen, für Komposition bei Einojuhani Rautavaara.