Kein anderer, mit Oscars und Grammys ausgezeichneter Dirigent und Komponist aus den Hollywood-Filmstudios war ebenso erfolgreich in der streng klassischen Welt des London Symphony Orchestras. Er leitete oft zwei Orchester gleichzeitig auf verschiedenen Kontinenten, aber egal in welchem Land er sich gerade befand, er war stets sehr present und oft als neuer Hüter der klassischen Musik gepriesen. „Diejenigen von Ihnen, die denken, ein Dirigent zu sein, ist eine Abfolge von Limousinen und Geliebten – das ist es nicht. Es ist nicht lange genug, um die Wäsche waschen zu lassen oder an etwas Sinnvollem zu arbeiten“, sagte Previn in dem Tony Palmer-Dokumentarfilm von 1998 The Kindness of Strangers. Während seiner Zeit beim London Symphony Orchestra 1971 - 1972 verhalfen Previns telegenen Qualitäten ihm dazu sein Publikum mit der TV-Show André Previns Music Night und, eher unbeabsichtigt, durch sein Comic-Alter Ego Andrew Preview zusammen mit Eric Morecambe und Ernie Wise, deutlich zu vergrößern. In den USA brachte er dem Pittsburgh Symphony Orchestra zwischen 1977 und 1980 beispiellose nationale Aufmerksamkeit mit der Fernsehserie Previn and the Pittsburgh.
Andreas Ludwig Priwin
wurde am 6. April 1929 in Berlin geboren und erhielt seinen ersten Musikunterricht von seinem Vater. Er studierte am Stern’schen Konservatorium in Berlin unter anderem Klavier bei Rudolf Breithaupt bis die Familie 1938 vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Paris floh. Dort schrieb er sich am Pariser Konservatorium ein, wo er unter anderem Improvisation bei Marcel Dupré studierte. Die Familie emigrierte 1939 in die USA und zog weiter nach Los Angeles. Dort angekommen, übernahm man die heutige Schreibweise des Familiennamens von einem amerikanischen Verwandten, der zu dieser Zeit Musikdirektor bei Universal in Hollywood war. Previn selbst nahm 1943 die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Hollywood - Komponist, Pianist, Glamour & Oscars
1945 Jahre erhielt Previn als Teenager einen Vertrag beim Studio MGM Metro Goldwyn Meyer. Durch die Produktionsabläufe und den ständigen Austausch mit Kollegen erarbeitete er sich Kenntnisse als Komponist, Orchestrator, Dirigent und Jazzpianist. Er war ein ausgezeichneter Partitur- und Vom-Blatt-Spieler, was ihm später in seiner Dirigentenkarriere sehr hilfreich war. In seinem späteren Schaffen als Komponist verwendete er nur das Notenpapier und einen Stift. So konnte er seine ganz persönlichen Klangvorstellungen ohne äußerliche Beeinflussung verwirklichen.
Im Alter von 16 Jahren wurde seine Liebe zum Jazz und seine improvisatorische Extravaganz durch Art Tatums Sweet Lorraine geweckt und bald gab er sein erstes Jazzkonzert im Los Angeles Philharmonic Orchestra-Konzertsaal. Es folgten die ersten Schallplattenaufnahmen, unter anderem mit Jazzmusikern wie Willie Smith und Red Callender. Previn moderierte zusammen mit Oscar Peterson die BBC Show Omnibus und hielt selbst bei Oscars schnellsten Tempi mit. Ella Fitzgerald begleitete er am Klavier. Er war einer der Jazzmusiker in Amerika - spielt mit Größen wie Ray Brown, Dizzy Gillespie und Billie Holiday.
Für den Broadway und Film komponierte er Musik; unter anderem die Musik für Three Little Words, Mädchen ohne Mitgift (The Catered Affair), die Filmkomödie Gigi und die Screwball-Komödie Eins, Zwei, Drei. Neben 9 Grammys gewann Previn insgesamt vier Oscars: drei für seine Filmmusikarrangements Porgy und Bess, My Fair Lady, Gigi, und den vierten für Irma La Douce, ein Stück von Billiy Wilder, für das er die Filmmusik komponierte. Die Musik des erfolgreichen Broadway-Musicals Coco über die Modegöttin Gabrielle Chanel stammt ebenfalls aus seiner Feder. Previn dirigierte große Film- und Musicalprojekte wie Jesus Christ Superstar, Der Elefantenmensch oder den Sciencefictionfilm Rollerball.